Mit einem vergleichsweise zarten Durchschnittsalter von nicht einmal 16 Jahren und Null Zweitligaerfahrung stellte sich die Damenmannschaft des SK Blauer Springer Paderborn der großen Herausforderung in der neuen Spielklasse. Dabei hatten wir uns im Vorfeld doch ein paar Sorgen gemacht, möglicherweise nur Kanonenfutter zu sein und eine Klatsche nach der anderen zu bekommen.
Der Auftakt der Doppelrunde am Samstag, 26.09.2015, verlief dann auch erwartungsgemäß. Gegen den Gastgeber Delmenhorster SK setzte es eine herbe 1,5:4,5 Abreibung. Hannah verlor nach einem Fehlzug die Qualität und konnte gegen ihre erfahrene Gegnerin fortan keine Verwicklungen heraufbeschwören, die möglicherweise noch einmal für Spannung gesorgt hätten.
An Brett 2 hatte Elanor als einzige Spielerin im blauen Trikot lange Zeit Gewinnchancen, konnte ihren Vorteil von zwei Figuren gegen einen Turm aber nicht entscheidend ummünzen. Sophie zeigte schon vor Beginn ihrer Partie eine prima Wettkampfmentalität und verhielt sich sehr sportlich. Obwohl ihre Gegnerin deutlich verspätet am Brett erschien und die Karenzzeit schon überschritten war, wollte sie spielen und sich der Herausforderung stellen. Mit Einverständnis des Schiedsrichters wurde die Partie doch noch aufgenommen, doch leider verlor Sophie im Mittelspiel einen Bauern und musste am Ende mit einem Remis zufrieden sein.
Rebecca wehrte sich lange Zeit tapfer gegen ihre starke Gegnerin, die einen Mehrbauer in einem zähen Endspiel (mit leider gleichfarbigen Läufern) schließlich verwertete. Xenia stand eigentlich über weite Strecken der Partie gut, verlor aber anschließend den Faden und musste wenig später aufgeben. Lisa-Marie fand sich nach einer Ungenauigkeit in gedrückter Stellung wieder und musste fortan um Ausgleich kämpfen. In schwieriger Lage opferte sie eine Figur gegen zwei Bauern und setzte anschließend alles auf ihre eigenen Freibauern. Als sich ein nicht mehr zu gewinnendes Endspiel K+T gegen K+T+L abzeichnete, willigte ihre Gegnerin in ein Remis ein.
Hier ein Foto von unserem Team. Neben Xenia und Lisa-Marie vom SK Blauer Springer Paderborn freuen sich unsere Gastspielerinnen Elanor Schrader (SC Porta Westfalica), Hannah Kuckling (LSV/Turm Lippstadt), Rebecca Browning (MS Halver-Schalksmühle) und Sophie Bork (SG Mengede) auf ihren ersten Einsatz.
Ebenfalls zum Team (aber diesmal nicht aktiv im Einsatz) gehören Samantha Schmidtmann und Carolin Gatzke von SK Blauer Springer Paderborn, Johanna Blübaum vom SV Königsspringer Lemgo sowie Jessica Bürger (LSV/Turm Lippstadt).
Nach der klaren Niederlage gegen Delmenhorst schmeckten Pizza und Pasta beim Mannschaftsessen trotzdem gut. Die Stimmung war prima, wobei sich natürlich auszahlte, dass die jungen Damen schon häufig zusammen bei Turnieren und teilweise auch in gemeinsamen Auswahlmannschaften gespielt haben. Man kennt sich halt und versteht sich gut.
Am nächsten Morgen waren wir überrascht, dass die Jugendherberge in Hude nicht nur über prima Räumlichkeiten verfügt, sondern auch ein tolles Frühstücksbuffet auf den Tisch zauberte. Guter Hotelstandard mit Obst, Rührei und allem, was das Herz begehrt.
Vielleicht lag es ja (auch) an dem guten Frühstück, dass unsere Mädels ab 9.00 groß aufspielten und einen – zumindest in der Höhe – völlig unerwarteten 5:1-Sieg gegen SC Steinfurt auf die Bretter zauberten. Hannah hatte leider Pech, da Steinfurt das erste Brett frei ließ, was natürlich blöd ist, wenn man eigentlich spielen möchte, es aber ohne eigenes Verschulden nicht darf. Schade. Den kampflosen Brettpunkt haben wir trotzdem mitgenommen.
An Brett 2 hatte Elanor frühzeitig Sorgen und einen Bauer weniger. Von diesem materiellen Nachteil konnte sie sich nicht mehr erholen und musste schließlich einen Punkt abgeben. Sophie “opferte” nach einem ruhigen Partiebeginn zwei Figuren gegen Turm und Bauer und hatte dadurch zwei starke verbundene Freibauern, von denen einer nicht mehr aufzuhalten war und eine Figur gewann. Ihre Gegnerin versuchte noch ein wenig im Trüben zu fischen, was aber relativ leicht abgewehrt werden konnte. Allerdings hatten beide Spielerinnen nur noch ganz wenig Zeit auf der Uhr und mussten wichtige Züge ruckzuck spielen.
Rebecca heizte mit den weißen Steinen die Philidor-Verteidigung ihrer Gegnerin gehörig an und bekam schnell eine sehr taktisch geprägte Stellung aufs Brett, die ihrem Spielstil absolut entgegenkam. Irgendwann konnte Schwarz die vielen Drohungen nicht mehr parieren (allerdings auch in hochgradiger Zeitnot) und wurde am Königsflügel auseinander genommen. Das war eine wirklich feine Partie von Rebecca.
Xenia spielte zu Beginn sehr vorsichtig, konnte dann aber günstig abtauschen und gewann einen Bauer. Leider war ihre Stellung trotzdem relativ passiv, aber mit ein paar energischen Zügen konnte sich unsere Springerin befreien und ihre Dame aktivieren. Danach spielte es sich wesentlich leichter und Xenia gewann sicher. Auch hier war Zeitnot eine Komponente, gegen die Xenia ankämpfen musste. Überhaupt waren an beiden Spieltagen Partien unserer Spielerinnen die längsten im Turniersaal.
Lisa-Marie hatte wenig Mühe ihre Partie souverän zu gewinnen und geriet gegen die Caro-Kann Verteidigung zu keiner Zeit in Gefahr. Kurz nachdem ihre Gegnerin entscheidend Material verlor, war der volle Punkt zuhause.
Fazit:
Ein anstrengendes, aber super-spannendes Wochenende ging mit einem mehr als zufriedenstellenden Gesamtresultat zu Ende. Wir haben die richtigen Gastspielerinnen ins Boot geholt und die Vorfreude auf den nächsten Doppelspieltag in Erfurt ist jetzt schon da. Gegen den Gastgeber und das Team aus Horst-Emscher wird es sportlich aber sicherlich hart zur Sache gehen. Mal sehen, ob unsere Damen den einen oder anderen (Brett-)Punkt aus Thüringen entführen können.