Im Kloster (s. Untertitel)? Ja, richtig gelesen.
Wir haben auf Gut Mößlitz, einem ehemaligen Klostergut aus dem 17. Jahrhundert, residiert, nur ein paar Autominuten vom Spielort in Zörbig entfernt. Auch der konnte sich sehen lassen: ein altes Schloss mit einem richtigen Wachturm aus dem frühen 10. Jahrhundert. Lisa-Marie meinte, dass da Zitterlein Mac Sparpfennig hausen würde, das kleine schreckhafte Wesen aus Fritz&Fertig Teil 1, das immer vor den Spinnen wegläuft. Könnte hinkommen.
Die Anreise am Freitag, direkt im Anschluss an das Einsteigertraining von Carolin, Lisa-Marie und mir, hatte es in sich. Dichter Verkehr auf der A44, ein kurzer Stau, eine lange Suche nach Mc Donald´s (ehrlich, man fährt auf der A38 ewig und wird erst in Sangershausen fündig), Kopfschmerzen bei Carolin. Ziemlich kaputt kamen wir erst nach 21.00 Uhr an – da hatte unsere Vorhut bestehend aus Ulrich, Johanna, Hannah, Sophie und Emily schon Quartier bezogen.
Eine komplette Etage für uns, schöne geräumige Zimmer (so viele wir haben wollten), ein fantastischer antiker Parkettboden und eine ziemlich coole Klostergut-Atmosphäre. Und das für einen extrem schlanken Preis. Nicht schlecht.
Samstagmorgen ging jeder seiner Beschäftigung nach. Ulrich vertrieb die Anspannung mit einem Stadtbummel mit Tochter Emily in Halle, meine Wenigkeit machte einen hübschen Jogginglauf durch die 18 Hektar großen Klostergärten und die angrenzenden Felder, die anderen Mädels bereiteten sich auf den so eminent wichtigen Wettkampf gegen Coswig vor. Lisa-Marie und Carolin hatten zudem noch einige Hausaufgaben zu erledigen.
Wir kamen pünktlich an, ließen uns dadurch überraschen, dass unsere Gegner ersatzgeschwächt antraten und freuten uns über die Geschenke unserer Gastgeber. Marmelade und Saft aus der Region, ein Buch über die Geschichte des Schachvereins Löberitz – einer der ältesten in Deutschland und der älteste in Sachsen-Anhalt. Dazu eine herzliche Begrüßung. Die Löberitzer sind eine sehr sympathische Truppe, sie waren ja vor ein paar Wochen bei uns in Paderborn zu Gast und haben uns klar besiegt. Trotzdem sympathisch.
Frauenreferent und Fide-Schiedsrichter Dan-Peter Poetke erinnerte an die Bedeutung des Wettkampfs – Abstiegskampf pur – ermahnte alle zu (der eigentlich selbstverständlichen und auch vorbildlich praktizierten) Fairness und gab die Bretter frei.
Unsere Mädels waren bis in die Haarspitzen motiviert und zeigten ihr bestes Schach. Dass sie unter Druck Leistung bringen können, haben sie bereits letzte Saison bewiesen, als sie punktgenau mit einem hohen Sieg im letzten Spiel einen Stichkampf erreichten und diesen klar und souverän gewannen.
Es zeigte sich, dass wir unserem Gegner klar überlegen waren. Am Ende: Kantersieg. 6:0. Megawichtig, auch wegen der Höhe.
Bestens gelaunt zogen wir von Dannen und gingen abends Essen. Mit einem Mega-Hunger fielen die Damen über die Schnitzel und Pommes her (die Herren übrigens auch), was sie sich nach dem klasse Sieg auch absolut verdient hatten. Merkwürdigerweise kam wieder keine Bedienung, um zu kassieren. Merkwürdigerweise verschwand Ulrich wieder einmal kurz bevor wir aufbrachen. Und merkwürdigerweise durften wir ohne zu zahlen das Lokal verlassen. Ob da der gute Geist des Vereins (U.R.) hintersteckt? Dankeschön!
Dumm nur, dass der Klassenerhalt noch nicht sicher war. Für längere ausschweifige Feierlichkeiten gab es also keinen Anlass, sodass wir wieder pünktlich zurück im Kloster waren. Dumm vor allem, dass ausgerechnet in dieser Nacht die Uhren vorgestellt werden. Noch eine kurze Vorbereitung, ein bisschen quatschen und dann Licht aus.
Sonntagmorgen. Kurz nach Mitternacht – gefühlt jedenfalls. Es ist draußen herrlich sonnig aber a….kalt. Ich muss das Auto freikratzen. Kurz darauf sitzen wir schon wieder beim Frühstück und müssen bald los zum Schlussakkord in der 2. Frauen-BL.
Diesmal ist sogar der Bürgermeister anwesend. Schon so früh auf den Beinen – Respekt. Er begrüßt alle Anwesenden, erzählt ein paar interessante Dinge über Zörbig und bittet WGM Dana Reizniece-Ozola, ihres Zeichens amtierende Finanzministerin Lettlands, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Ehre, wem Ehre gebührt!
Ich hatte es im Vorfeld befürchtet. Der Mannschaftskampf gegen die schon als Absteiger feststehende Mannschaft aus Dresden wurde viel härter als erwartet. Hammerhart genau genommen! An Brett 5 und 6 saßen zwei ganz junge Mädchen, offenbar sehr große Talente, die auch schon bei Deutschen Einzelmeisterschaften ihr Können unter Beweis gestellt haben. Die beiden spielten ein forsches Schach und stellten Lisa-Marie und Rebecca vor beachtliche Probleme.
Auch an den übrigen Brettern ging es heiß her (s. Liveticker), so dass wir am Ende mit dem 3:3 absolut zufrieden waren. Mission Klassenerhalt erfolgreich erledigt! Dazu sogar Platz 4 in der Endabrechnung, was ziemlich klasse ist.
Die Belohnung gab es in Form eines gemeinsamen Eisessens in Halle. Hübsche Innenstadt übrigens, hätte ich gar nicht gedacht.
Zum Schluss noch eins:
Danke an alle fürs Daumendrücken. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass eine Menge Leute aus der Region OWL und darüber hinaus unser Damenprojekt mit Wohlwollen betrachten und sich freuen, dass der Klassenerhalt eingetütet wurde.
Schöner Nachbericht auch von den Schachfreunden aus Löberitz:
http://www.sg1871loeberitz.de/teams/teams1617/dam1_6_7_konrad.htm
Super Erfolg! Spitze! Herzlichen Glückwunsch euch allen!