Wie lange ist das schon her! Vor fünf Jahren starteten unser blauen Springerinnen in das Abenteuer U14w NRW-Meisterschaften.
Anfangs wurden unsere damals wirklich noch kleinen Mädchen zu Kanonenfutter verarbeitet. Bei der ersten Teilnahme 2008 war es der letzte Platz. Im folgenden Jahr wieder chancenlos Letzter. Ich weiß noch, dass Lisa-Marie damals so klein war, dass sie auf einer Sitzerhöhung Platz nehmen musste und mit Schwarz trotzdem immer noch Figuren auf a8 glatt übersehen hat. In Augenhöhe mit dem Kreuz des Königs sozusagen.
Dann immerhin ein vorletzter Platz, 2011 schon Vierter und ganz knapp an der Qualifikation zur Deutschen Vereinsmeisterschaft gescheitert. 2013 dann der bis dato größte Erfolg mit einem überzeugenden Sieg bei den NRW-Meisterschaften, der natürlich gleichbedeutend war mit der ersehnten ersten Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften.
Was für ein schönes Beispiel dafür, dass sich langer Atem auszahlt, und die Arbeit der Kinder mit unserem Cheftrainer Zoltan Nagy wieder einmal von Erfolg gekrönt war. Dafür ein herzliches Dankeschön an Zoltan.
Die DVM 2013 sollten dann zwischen Weihnachten und Neujahr 2013 in Magdeburg über die Bühne gehen. Leider machte der Norovirus uns und den anderen Mannschaften einen Strich durch die Rechnung. Wir lagen auf Platz 1 und Carolin hatte in der 5. Runde bereits ihre Partie gegen Grimma auf Gewinn stehen. Letztlich blieb jedoch zum Schutz der Kinder und aus Gründen der Fairness gegenüber gebeutelten Mannschaften keine bessere Möglichkeit, als das Turnier zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen.
Dieser Zeitpunkt war ein halbes Jahr später: 27.06.-29.06.2014 in Oberbernhards und immerhin 13 Mannschaften traten noch einmal an um einen würdigen Deutschen Meister auszuspielen.
Schachturniere sind ja bekannt dafür, dass sie in abgelegenen Gegenden stattfinden, wo sich Fuchs und Eule gute Nacht sagen, aber Oberbernhards schlägt wirklich alles. In dieser durchaus idyllischen Hochregion der hessischen Rhön – umgeben von Hügeln, Kühen und Milliarden Fliegen – sieht es mit Internet und Handynetz ganz mau aus. Von daher war auch die Informationslage rund um das Turnier dürr, und auch die nach Hause durchgegebenen Meldungen blieben auf das Notwendigste beschränkt, sofern überhaupt irgendeine Möglichkeit der Kontaktaufnahme bestand. Nach langen Vermessungsarbeiten hatte ich ein Areal von ca. 30cm x 50cm ausgelotet um bei mäßiger Netzstabilität hin und wieder zu telefonieren.
Dafür macht die Jugendherberge dort einen sehr guten Eindruck, und mal ganz ohne Bezug zum Schach: Die Landschaft ist wirklich schön, wie ich z.B. bei einer Wanderung auf die Milseburg (835 m ü.NN.) in unmittelbarer Nähe zum Spiellokal und einer Fahrt auf die Wasserkuppe (950 m ü.NN.) feststellen konnte.
Die ersten beiden Runden – d.h. Runde 5 und Runde 6 des Gesamtturniers – holten uns auf den Boden der Tatsachen zurück. Klare Niederlagen gegen Grimma und Muldental. Vor allem an den vorderen Brettern gegen Muldental waren Carolin und Lisa-Marie gegen Spielerinnen mit erheblich höherer DWZ im Prinzip chancenlos, und Grimma überzeugte durch einen nur ganz geringen Leistungsabfall im gesamten Team. Da müssen wir ehrlich sein: Diese beiden Teams waren einfach besser als wir.
Die letzte Runde war dann hochspannend und wir gewannen mit 2,5:1,5 gegen Langen. Das reichte gerade so für Platz 3 und einen dicken Pokal für den Verein.
Glückwunsch an den neuen Deutschen Meister aus Grimma, die über das ganze Turnier hinweg das konstanteste Team waren und außerdem unseren Mädchen mit Bettwäsche ausgeholfen haben. (*grins*) Zweitplatzierte wurden die eigentlich favorisierten Mädchen aus Muldental, denen wir auch gratulieren.
Fazit:
Für unsere Mädchen ist mit Platz 3 bei den Deutschen Meisterschaften bei 20 Teilnehmern ein Traum wahr geworden. Damit war vor fünf Jahren kaum zu rechnen. Gut, dass es eine Fortsetzung gegeben hat und nicht wir nach dem ersten Durchgang zum Deutschen Meister gekürt wurden. Als wir richtig hart getestet wurden, hat sich gezeigt, dass es zwei bessere Mannschaften gibt als uns. Abgesehen von einzelnen Vereinen hat das Turnier insgesamt gezeigt, wo in Sachen Mädchenschach in Deutschland die Musik spielt: Platz 1, Platz 2 und Platz 4 (Leipzig) gehen an die Schachjugend aus Sachsen. Respekt!
Emotionaler Höhepunkt der Veranstaltung war der Trikotwechsel mit Ernst Schmidtmann, der erst das untenstehende Foto ermöglichte. Unser Trainer Zoltan Nagy konnte sich nicht zweiteilen und unterstützte unsere U10 beim NRW-Finale in Dortmund. Insofern bin ich provisorisch mit ins Bild gehüpft. (Auf dem Bild fehlt Olivia, die bei der ersten Hälfte des Turnier ebenfalls dabei war und auch einen kleinen Pokal bekommen hat. Den großen Pokal haben wir vorübergehend in der Schatzkammer von Ulrich versenkt.)