Kurz nach Mitternacht (7.30 Uhr) ging es los. Die weite Fahrt ans andere Ende von NRW verhinderte ein gemütliches Ausschlafen am Wochenende. Als wir gegen 10.15 Uhr dann am Spiellokal unseres Gegners ankamen, haben wir erst einmal einen kleinen Spaziergang gemacht, damit nicht knapp drei Stunden Fahrt nahtlos in ca. fünf Stunden Sitzen am Brett übergehen. Ein eisiger Wind pfiff uns um die Ohren und sorgte aber wenigstens dafür, dass spätestens jetzt alle wach waren.
Unmittelbar vor dem Anstoß verteilte Hannah Süßigkeiten an ihre neuen Team-Kameradinnen. So ist sie, die Hannah: sportlich sowieso und auch atmosphärisch ein Gewinn für unsere Damenriege.
Der Mannschaftskampf selbst war sehr eng, zwischenzeitlich sah es gar nicht gut für uns aus und eine 0:4 Klatsche wäre keine Sensation gewesen.
Samantha hatte ein gar nicht mal schlechtes spätes Mittelspiel mit einiger Initiative und einer schönen offenen Linie für einen ihrer Türme. Leider wickelte sie das Ganze in ein vermutlich ungünstiges Turmendspiel und anschließend in ein klar verlorenes Bauernendspiel ab. Da hat die Erfahrung ihrer Gegnerin mitgeholfen.
Dann kam der Ausgleich durch Carolin. In verwickelter, aber eher schlechterer Stellung und beiderseits hochgradiger Zeitnot (3 Minuten für 10 Züge), setzte Carolin alles auf eine Karte. Ein nicht ganz korrektes Figurenopfer nahm ihre Gegnerin an und fortan herrschte gepflegtes Chaos auf dem Brett. Carolin beendete das Durcheinander mit einer vierzügigen Mattkombination (oder alternativ Damengewinn). Ein echter Paukenschlag, aber auch hier war ein wenig Glück im Spiel. Man könnte jedoch auch sagen: Mut wird belohnt und in Zeitnot dem Gegner die Gelegenheit zum Patzen zu geben, ist manchmal auch nicht verkehrt.
Hannah musste dann gegen die starke Daniela Drose am Spitzenbrett die Waffen strecken. Das Endspiel mit einem Turm gegen Springer, Läufer und Bauer (und weiteren Bauern auf beiden Seiten) war nicht mehr zu halten.
Jetzt musste Lisa-Marie durchhalten. Mit klarem Vorteil aus der Eröffnung gekommen, schenkte Lisa-Marie ihre Initiative und einen Mehrbauer wieder her und stand fortan etwas schlechter aber vermutlich noch innerhalb der Remisbreite. Dann brachte sie einen Bauern entscheidend nach vorne, für den ihre Gegnerin eine Figur opfern musste. Lisa-Marie hatte nun eine Mehrfigur gegen zwei Bauern, die allerdings mit Unterstützung des gegnerischen Königs bedrohlich weit nach vorne kamen. Nach einigen starken Zügen hatte Lisa-Marie die Lage aber wieder unter Kontrolle und gewann schließlich die Partie nach über fünf Stunden Spielzeit.
Fazit: Dass es in diesem Quali-Turnier nichts geschenkt gibt, wurde heute eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Da warten noch ein paar harte Gegner und Aachen hätte uns heute fast eine herbe Auftaktniederlage eingeschenkt. In der nächsten Partie bekommt auf jeden Fall Xenia einen wohlverdienten Einsatz, die für ihre Mannschaft sogar ein schon längst geplantes Familienwochenende und ein anderes Schachturnier sausen gelassen hätte. Das ist echter Teamgeist!