Europameisterschaft Girls U14
Ich habe vom 28.09.2013-09.10.2013 bei den Jugend-Europameisterschaften in Budva, Montenegro, mitgespielt. Ich möchte ein paar Eindrücke wiedergeben.
Das Hotel, welches in mehreren dreistöckigen Häusern unterteilt, war in Ordnung. Ich war mit zwei weiteren Mädchen in einem anderen Haus, als alle anderen Personen von der deutschen Delegation, untergebracht, was sich positiv auswirkte, da wir weniger Insekten in unserem Zimmer hatten. Wir hatten zwei deutsche Sender auf unserem Fernseher, aber einer davon hat nach einem Regentag nicht mehr funktioniert.
Außerdem war es morgens viel heller als hier in Deutschland. Beispielsweise war es dort um 7 Uhr genauso hell wie hier um 10 Uhr. Das Essen im Restaurant des Hotels hat mir nicht gefallen, da es nicht viel Abwechslung gab.
Ich fand es lustig, dass das Wasser im Kinder-Pool kälter war als das Meerwasser und die Schaukeln auf dem Spielplatz waren für jeden geeignet, da sie ziemlich breit waren.
Die Kontaktmöglichkeiten waren sehr schlecht. Das WLAN hat aufgrund von Überlastung nach ein paar Tagen nicht mehr funktioniert. Da hatte ich aber herausgefunden, dass die Personen, die einen kontaktieren wollen, das Hotel bzw. die Rezeption anrufen und dass diese dann weiterleiten zum Hotelzimmer. Manchmal waren die Leute an der Rezeption einfach faul und haben nicht weitergeleitet oder es hat irgendeinem Grund, welchen niemand wusste, auch nicht geklappt.
Deshalb musste ich SMS schreiben, weil anrufen 0,99 Euro pro Minute kostet, aber nach ein paar Tagen hatte ich nur noch wenig Geld auf dem Handy und habe in einem kleinen Hotelgeschäft geschaut, ob man Geld auf das eigene Handy laden kann. Mein Telefonanbieter war aber leider nicht dabei und ich musste mir deshalb eine neue montenegrinische SIM-Karte kaufen, wo der Kaufpreis dem Guthaben glich.
Durch die Mithilfe einer Zimmergenossin habe ich daran herausgefunden, dass man zu fünf Nummern eine kostenlose SMS-Flat bekommen kann. Dieses habe ich gemacht und ca. 70 SMS an meinen Trainer, Dirk Möller, nach Paderborn verschickt. Da hatte ich ein wenig Glück gehabt.
Nun einiges zum Spiellokal. Das Spiellokal lag im Gegensatz zu früheren Europameisterschaften mit ca. 1 km sehr nah am Hotel. Wir habe in einer undichten Turnhalle gespielt, was dazu führte, dass die verbleibende Zeit zum Rundenbeginn auf einer Anzeige, wie beim Basketball, angezeigt wurde und ein lautes Piepen ertönte, wenn die Zeit abgelaufen war.
In der letzten Runde geschah folgende lustige Sache mit dieser Zeit: Die Uhr wurde mehrmals zurückgestellt, da eine Ukrainerin zu spät kam. Dieses löste Beifall und Gelächter aus.
Die Luft im Saal war am Anfang sehr schlecht. Sie besserte sich aber von Runde zu Runde. Die Toiletten waren schlechter als schlecht. Es gab jeweils drei für die Mädchen und Jungen für ca. 850 Spieler und Spielerinnen. Diese waren aber noch nicht mal abschließbar. In zwei Runden wurden sie für ein bis zwei Stunden geschlossen und wir mussten auf die jeweils zwei Zuschauertoiletten gehen, was strengstens überwacht wurde, damit wir keine Züge vorgesagt bekommen.
Ich habe mich sehr über die (kleinen) Geschenke gefreut, die wir manchmal zu Rundenbeginn bekommen haben. Am ersten Tag hatte ich ca. vier Stunden lang gespielt (und gewonnen) und musste zum Hotel bei schon eingebrochener Dunkelheit zurück. Ich wusste nicht wohin ich gehen musste und habe mich an einem Kiosk orientiert, an den ich mich erinnern konnte. Dann bin ich einfach Leuten gefolgt, die ein „Schachschild“ hatten. So kam ich noch irgendwie zum Hotel zurück.
Das Wetter war sehr abwechslungsreich; es gab alles von Sonnenschein bis zum Regen, der aus Eimern gegossen wurde.
Mit meinem Spielergebnis 3,5 Punkten von 9 Partien und dem 61. Platz von 81 Spielerinnen bin ich nicht ganz zufrieden, da ich manchmal sehr schlecht gespielt habe.
Meine Gegnerinnen kamen aus ganz Europa; von Nord bis Süd, von West nach Ost. Die Slowenierin, die ungefähr die gleiche Spielstärke wie ich hatte, habe ich, wie oben beschrieben, in Runde 1 mit Weiß besiegt.
Am nächsten Tag musste ich gegen eine Russin spielen, die eine höhere Spielstärke hatte als ich, und habe aufgrund eines eigenen (frühen) Fehler verloren, obwohl ich ausglichen stand, was mit Schwarz eigentlich schon ein kleiner Erfolg ist. Mit dieser Niederlage ging meine „Verlustwelle“ los.
Meine nächste Gegnerin war aus Spanien, gegen welche ich mit Weiß gespielt habe. Nach der Eröffnung stand ich leicht besser, aber ich wollte irgendwie schnell gewinnen und habe etwas geopfert, d. h. etwas unvorteilhaft getauscht, was man macht, wenn man sieht, dass man gewinnt. Sie konnte das leicht abwehren und stand auf Gewinn. Darauf macht sie einen Fehler und ich kann mit einem Zug wieder besser stehen. Diesen habe ich nicht gemacht, weil ich ein Unentschieden durch eine Zugwiederholung erreichen wollte. Dieses haben wir gemacht, obwohl sie nur einen anderen Zug machen musste und wieder besser stand, da man vor dem 40. Zug bei dieser Meisterschaft kein Unentschieden anbieten darf. Somit konnte ich mich noch ins Unentschieden, in der „Schachsprache“ Remis genannt, retten.
Meine nächste Gegnerinnen kamen aus Armenien und Georgien. In Georgien wird Frauen- und Mädchenschach sehr gefördert (stärker als Männerschach), weil Frauen zu ihrer Hochzeit ein Schachbrett geschenkt bekommen.
Nun aber zu den Partien. In der Partie gegen die Armenierin stand ich meiner Meinung nach etwas besser und habe einen Gewinnweg gesehen, der gar nicht funktioniert hat, wonach ich aufgegeben habe, weil ich eine Figur weniger hatte. In der nächsten Partie habe ich sehr früh an meine Gegnerin einen Bauern verschenkt, worauf es auch nur noch den Berg runter ging. Nach diesen anstrengenden fünf Runden hatten wir einen freien Tag, welchen die deutsche Delegation genutzt hat um eine Bootstour zu unternehmen.
Nach diesem stärkenden Tag ging ich erwartungsvoll in das nächste Duell wieder gegen eine Russin. Diese hatte mir vor der Partie 10 Rubel geschenkt, was ich sehr nett fand. In dieser Partie hatte ich wieder schnell falsch geopfert und verloren. Ich fand es interessant, dass ich schon nach ca. einer halben Stunde schlecht stand, mich aber noch ca. drei weitere Stunden gehalten habe.
Die Gegnerinnen aus Runde drei bis sechs waren ungefähr gleich stark und etwas schlechter. Ich hatte eigentlich immer eine sehr gute Chance, habe diese aber schnell vermasselt.
In den nächsten zwei Runden hatte ich schlechtere Gegnerinnen, aber man darf natürlich niemanden unterschätzen, da das ja eine Europameisterschaft und keine Kreismeisterschaft war. Also, sie kam aus Moldawien und machte mit wenig Zeit auf der Uhr einen kleinen Fehler, welchen ich nicht richtig ausnutzte und sogar einen schlechten Zug machte. Sie hat diesen aber auch nicht ausgenutzt und stand am Ende besser und habe gewonnen.
Meine nächste Gegnerin war eine gebürtige Spanierin aus Schottland. Nach der Eröffnung hatte ich mir einen kleinen Vorteil erarbeitet und ging zu einem Königsangriff über, wodurch ich dann gewann.
Die letzte Partie gegen ein Mädchen aus Serbien war die aufregendste. Die ganze Zeit ging es hin und her. Mal stand sie besser, mal stand ich besser und mal stand es Remis. Fast am Ende stand besser, obwohl ich eine Figur weniger hatte. Dann mache ich einen Zug später einen falschen Königszug und es steht Remis. Darauf mache ich einen falschen Turmzug und ich verliere. Das war ein wenig ärgerlich, aber die Partien haben alle Spaß gemacht.
Samantha ist mit ihrem Ergebnis von 4,5 Punkten aus 9 Partien und dem 41. Platz von 71 Spielerinnen zufrieden. Wir haben beide an Erfahrung gewonnen.
Die Vorbereitung und Analyse mit Herrn Vökler war auch lehrreich. Insgesamt hat mir die Europameisterschaft sehr gefallen und ich hoffe, dass ich einiges gelernt habe.
Ich werde viel trainieren, um nochmal eine Möglichkeit zu bekommen, bei einem solchen tollen Turnier mitzuspielen.
(Autorin: Carolin Gatzke)
Danke, Carolin, für den informativen Bericht. Ich kann mir jetzt gut vorstellen, was in
Budva abgegangen ist. Die äußere Organisation scheint ja noch etwas verbesserungs-
würdig zu sein. Aber du hast den Kopf oben behalten und dich auf die Spiele konzen-
triert. Du beschreibst deine Fehlzüge offen und ehrlich, was ich gut finde. Ich glaube,
du hast wertvolle Erfahrungen gemacht. So internationale Begegnungen haben wohl
auch einen besonderen Reiz. Also weiter fleißig trainieren und immer für den nötigen
Durchblick sorgen.